Samstag, 30. Mai 2015

Senja-Rundfahrt


Fritz hat heute Nacht auf der Veranda in der Mitternachtssonne so gut geschlafen, daß ihn erst um halb 10 Uhr die Tasse Kaffee neben dem Schlafsack wecken konnte. Gut ausgeruht und forsch brechen wir dann auf. Die Lisl kann sich nicht recht entscheiden, ob sie zum anspringen den Choke haben will oder nicht. vor ein paar Tagen hat sie sich erinnert, daß sie ja wasserscheu ist, aber damit kann sie mir heute nicht kommen. Außerdem hat sie ja frischen Batteriesaft aus der Dose bekommen!

Unserer Kühe sind anscheinend zu Hasen mutiert - sie hoppeln über die Schlaglöcher und Bodenwellen, es ist eine wahre Pracht. Die Federbeine betreiben Hochleistungs-Kniebuegen, bestimmt kochen sie bald. Dann tauchen wir ab, bis auf 140 m unter den Meersespiegel, unter dem Fjord hindurch. Auf der anderen Seite steigen wir dann alsbald auf 170 m Höhe, wo uns noch Schneereste und vereiste Seen begleiten. Aber ich bin nicht bei der Sache, mein Herz und meine Gedanken sind noch in Astrids Oase gefangen.
Das Wetter ist wie erwaret durchwachsen. Mutig verzichten wir anfangs auf die Regenmontur, aber um die Mittagszeit zwingt uns der Schnürlregen dann doch in die dicken Klamotten. Wir legen sie heute nicht mehr ab, denn, auch wenn es trocken ist,  kommen wir nicht in's Schwitzen. Die Route fürht heute zu unserem nördlichsten Punkt; wir wollen noch die Insel Senja anschauen. Dort war ich tatsächlich noch nie. Es gibt eine kleine Roundtour, die anderen Straßen sind Sackgassen. Halbzeit ist schon kurz vorbei, also müssen wir uns heute wieder Richtung Süden wenden. Aber zuerst erleben wir noch die schroffen spitzen Berge von Senja, die im Ersfjord den seißen Sandstrand begrenzen. Baden? Ja, soll man hier gut können. Brrrr...ne. Zu allem Überfluß steht neben dem strahlend weißen Sand und kristallklaren Wasser ein goldenes Toilettenhäuschen in extravaganter Bauweise mit einem großflächigen Glasdach. Auch die Beschriftung der Tür ist interssant - halb Männlein, halb Weiblein. Leider ist die Anlage geschlossen, so daß ich sie nicht auch noch von innen bewundern kann.


Nach Gryllefjord sollten wir noch rausfahren hat uns Uwe empfohlen. Dorthin wäre auch die Fähre von Andenes aus gegangen, wenn wir sie genommen hätten. Der Gryllefjord soll sehr schön sein. Ja, ist er schon, aber ich glaube, wir haben schon zu viel phantastische Naturschauspiele gesehen, da sticht dieser Fjord nicht mehr heraus. Dafür halten wir auf der Rückfahrt noch bei den Senjatrollen an. Angsterregend sind die nicht, aber schön häßlich!
Das letzte Stück zurück nach Finnsnes führt die Straße ziemlich gerade durch die Tundra. Eigentlich sollten hier Rentiere oder Elche wohnen, vielleicht sogar Bären? Aber wir haben leider kein Glück - kein Tier weit und breit zu sehen. In Finnsnes legen wir heute zum zweiten mal die Kakaopause ein. Irgendwie werden wir heute anscheinend gar nicht müde zu fahren. Es ist schon 18 Uhr und Fritz meint, heute könnten wir ja noch ewig weiterfahren. Also gut, etwa bis Bardufoss nehmen wir uns vor. Ein Sahnestückchen von Straße bekommen wir da noch unter die Räder! Eine breite Straße mit langezogenen Kurven zwischen schneebedeckten Gipfeln und zugefrorenen Seen bringt unsere Motorradfahrerherzen zum hüpfen.


Fische...möchte Fritz im Land der Fische und Fischer so schrecklich gerne essen. Aber nirgends stoßen wir auf eine Fischbude, ein Fischrestaurant oder einen Fischladen. Eigentlich ist das sogar logisch, denn, was tut ein Norweger wenn er Fisch haben möchte? Er geht vor die Haustür und holt sich einen aus der Welt größtem Fischteich - ganz frisch.

Nach ca. 340 km landen wir am Malselvfossen. Hier scheint ein Holzfällercamp zu sein. Etwas weiter die Straße hinunter gibt es ein Wohnwahgencamp, aber das gefällt uns gar nicht. So fahren wir zurück zum Restaurant, das aber erst ab Mitte Juni öffnet. Heute versorgt es nur die spanischen Holzfäller. Nebenan ist ein großer Parkplatz für Wohnmobile, aber es ist niemand da. Eigentlich ist ja auch noch geschlossen. Wir fragen im Restaurant nach und bekommen die Erlaubnis, hier zu zelten. Hinter dem Santiärhäuschen, das sogar geöffnet und beheizt ist, sieht uns keiner.  Der Besitzer meint, wir könnten ja morgen früh in der Küche 100 NOK zahlen - da sind wir uns schnell einig.

Jetzt ist es 9 Uhr abends und ich sitze im Sonnenschein dierkt am tosenden Wasserfall, um meinen Blog zu schreiben. Über mir blauer Himmel, nur manchmal versteckt sich die Sonne hinter einer Wolke, dann wirds ganz schnell kalt. Ist das nicht herrlich?


Freitag, 29. Mai 2015

Ruhetag


Heut gibt's nicht viel zu schreiben. Pause. Phantastische Sonne, Terasse vor der Wikingerhütte über dem Fjord. Ruhe! Je länger wir in der Sonne sitzen, umso fauler werden wir.
Ja, wir schauen uns schon mal kurz um, am späten Vormittag sitzen wir zum "Frühsütck" bei Astrid und Uwe auf der Terasse. Uwe ist eben von der Arbeit nach Hause gekommen. Es sind so liebe und nette Leute. Und die beiden Jungs (12 und 11 Jahre alt) sind richtig nette Buben!
DAnn machen wir wieder Pause auf unserer Terasse. Ein klein wenig kümmern wir uns auch um unsere Zweiräder, aber viel gibt es da nicht zu tun. Ein wenig Halter reparieren, ein wenig Batterie laden - ach und ich kann Astrid helfen, ein kaputtes Trampolin zu zerlegen.
Dann überbringen uns die Jungs die Einladung zum Mittagessen! Als wir darüber reden, daß Fritz hier eigentlich gerne mal einen Fisch gegessen hätte, wir aber nirgends eine Fischbude finden, beschließen wir, mit den Jungs zum Angeln auf den Fjord rauszufahren. Leider müssen wir das wieder absagen, da das Boot vermietet ist. Aber auf dem Berg gibt es einen See - der interessiert mich. Also heißt der Plan: Fritz und ich fahren mit Uwes VW-Bus einen fürchterlichen Feldweg zum See. Die Buben kommen mit, zeigen uns den Weg und werden tonnenweise Fische fangen! Die Jungs sind voller Elan und Vorfreude, als Köder für die Fische haben wir aber nur einen einzigen Wurm dabei.
Es ist wirklich ein phantastisches Plätzchen dort oben. Tief im Wald verstecken sich immer wieder Hütten oder Sommerhäuser. Einsam aber doch nicht einsam. Herrlich!
Der kleine Ove versenkt den einzigen Wurm im Wasser, Håkon bekommt meine Angel, die aber mindestens 2 Nummern zu groß für ihn ist. Ich gehe auf Wurmjagd, die Buben auf Fischjagd. Ich bin erfolgreicher - ich fange etwa 3 Würmer. Gemeinsam schaffen wir es dann, einige Köder und Schwimmer zu verlieren. Aber eigentlich ist das gar nicht schlimm. Wir genießen das herrliche Fleckchen Erde und die Jungs haben ihre Freude. Insbesondere, als sie ihre neuen Taschenmesser ausprobieren (mit Säge!!!) und das auch noch filmen können.

Ein gemütlicher gemeinsamer Abend beendet den Tag. Wir laden die Jungs zu uns in Urlaub ein und sind guter Hoffnung, daß das klappen wird.

Donnerstag, 28. Mai 2015

Von Å über Bø zu Astrid


Nach einer nicht so besonders guten Nacht begrüßt uns der Morgen auch nicht gerade mit bester Stimmung. Bei 6-8 Grad scheint es auch Petrus zu frieren, er hüllt sich in eine dicke Wolkendecke, die direkt über unseren Köpfen hängt. Das wird ein feucht-fröhlicher Tag! Zum Ausparken ist es hinter der Hütte etwas umständlich, daher hinterlasse ich dem Campingplatz noch eine schöne Reifenspur auf dem heiligen Rasen vor der Hütte. Ciao!

Noch ein kurzer Materialbericht von gestern - da haben wir mal die Schlafsäcke getauscht. Die einheitliche Meinung: mein Daunenschlafsack läßt sich schön klein packen und hat einen kuschelig warmen Fußteil. Aber am Körper gibt er nicht besonders warm. Fritz Kunstfaserschalfsack Marke "Mammut" (ehemals norwegisch Ajungilak) ist besonders im oberen Teil (Kopf, Schultern) total warm und dicht. Am unteren Ende fehlt das Volumen. Ansonsten ist er schon deutlich wärmer als mein Daunensack.

So, heute wollen wir die Westküste von Andøya hinunterfahren und auch den unteren Zipfel noch umrunden. Ein Stück davon soll nicht asphaltiert sein, aber das wird Fritz mit seiner R 1150 R schon packen, meint er. Aber zuerst haben wir mal ein déjà vu: hier geht's nach Å!? (Später lerne ich, daß Å der letzte Buchstabe im norwegischen Alphabeth ist, und daher alles, was am Ende der Welt ist Å heißt.) Aber noch viel besser ist, daß wir kurz danach schon wieder durch Bø fahren! Von Å nach Bø...
Von der Landschaft können wir heute nicht viel sehen, nicht einmal erahnen. Die Wolken geben im Lauf des Tages von Nebel über Nieselregen in Schnürlregen über. So kenne ich die Ecke hier; letztes Mal hat es allerdings ordentlich geschneit!

Fritz erzählt den Leuten gerne, daß wir hier "kleine und kleinste Straßen" fahren (aber hier gibt es nur Straßen und Hauptstraßen). Jetzt darf er mal ran... Etwas überraschend hört nach einem Viehrost der Asphalt auf. Die unbefestigte Straße ist naß und daher rutschig. Aber sie ist ordentlich geschottert und es gibt nur wenige Schlaglöcher. So können wir noch ganz gut vorankommen. Nach der nächsten Ortschaft allerdings sind wir anscheinend wirklich am Å... der Welt. Wieder ein Viehgrill und dann absolutes Jagdverbot. Naturschutzgebiet? Jede Menge Schafe. Die Straße...hm hm, der Weg wird schmal und scheint selten befahren zu sein. Die Schafe nutzen ihn als Schlafplatz. Teilweise schlammig, große Pfützen, tiefe Fahrrinnen. Ich beobachte Fritz im Rückspiegel, wie er sein Schlachtroß hier durchquält. Aber es kommt ihm kein Sterbenswörtchen der Klage über die Lippen. Er hat sogar noch Zeit, einen Seeadler zu beobachten! Zum Schluß kommt noch eine steilere sehr steinige, ja felsige Abfahrt, die mit einem großen Loch in der Straße endet - danach haben wir wieder Asphalt unter den Reifen. Brave Lisl!

In Strand kennen wir schon die Benzin- und Kakaostation zum Aufwärmen. Dann geht's weiter Richtung Hinøya, um nach Harstad zu gelangen. Wir fahren eine kleine Straße Richtung Fähre. Als uns ein ganzer Konvoi Autos entgegenkommt, vermute ich richtigerweise, daß die Fähre vor kurzem angelegt hat. Vermutlich fährt sie uns gerade vor der Nase weg. Aber nein - der Fährmeister hat uns gesehen und öffnet extra nochmal die Schranke für uns! Wir fahren direkt drauf - super timing!!! Während ich zahlen gehe, hüpft Fritz von einem Fuß auf den anderen, um die eingefrorenen Zehen wieder aufzutauen. Plötzlich rumpelt es ordentlich, ein Anker, eine Anlegestelle oder sonst irgendwelche Schiffsgeräusche? Nein - Fritz Moped hat sich umgelegt. Das Schiff hat eigentlich gar nicht geschaukelt. Vielleicht ist es eifersüchtig, weil ich heut meine Lisl gelobt und gestreichelt habe, aber Fritz hat das nicht gemacht? Auf jeden Fall - gemeinsam schnell wieder aufstellen und den Schaden besichtigen: der Koffer hat Farbe und Muster des Autodecks, ist aber heil geblieben. Auch der Kunststoff-Kofferhalter scheint heil zu sein. Die Spiegel haben auch Farbspuren, sind lose aber heil. Das Windschild ist verbogen und hat einen ordentlichen schwarzen Schmiß mittendrin. Die Navihalterung ist halb abgerissen - das scheint noch der größte Schaden zu sein. Das werden wir morgen in Ruhe angehen. Tank, Zylinder oder Verkleidungen haben nichts abbekommen! Glück gehabt!

Weiter geht's nach Harstad, von dort wollen wir noch nach Rolla übersetzen und Astrid mit ihrer Familie besuchen. Hier haben wir mit der Fähre weniger Glück, wir müssen 1 1/4 Stunden warten. In der Kälte bei Nieselregen. Auf Rolla können wir die schöne Küstenstraße leider auch nicht so recht genießen - kalt, naß, neblig. Bei Astrid werden wir herzlch begrüßt! Sie hat warme Tomatensuppe mit Nudeln und selbstgebackene Brezeln, einen heißen Tee und Wein bereitgestellt. Die Lisl braucht dringend eine Batterieladung, auch das läßt sich machen. Es ist schön, so begrüßt zu werden. Die beiden Buben freuen sich über die SChweizer Taschenmesser, die wir mitgebracht haben. Und dann werden wir vom Nachbarn noch zum Badestamp eingeladen. Astrid und ich gehen hin, so sitzen wir zu dritt mit einem Glas Wein im 38 Grad warmen Wasser, schauen über den Fjord, radebrechen ind 3 Sprachen und kühlen uns immer wieder in der kalten Luft ab. Ein herrliches nordnorwegisches Vergnügen!

Jetzt sitze ich in der (guten) Wikingerstube auf dem Sofa, neben mir noch das letzte Glas Rotwein und die letzte Brezel. Fritz schläft schon im Nebenzimmer und ich dampfe noch vom Badestamp. Heut kann ich bestimmt gut schlafen!

Mittwoch, 27. Mai 2015

Hvalsafari

Heut bin ich kaputt.Als die Hütte gebucht ist, falle ich sofort ins Bett! Erst nach knapp einer Stunde bin ich in der Lage, beispielsweise einen warmen Kakao zu trinken, etwas zu essen oder meinen Blog zu schreiben.


Aber von vorn...
Die Sonne hat tatsächlich die ganze Nacht gestrahlt. Am Morgen haben wir sie lediglich auf dern anderen Zeltseite wieder gefunden. Es verspricht wieder ein schöner Sonnentag zu werden. Zuerst fahren wir kurz an den Hafen, um nach einer Fähre nach Senja zu schauen. Man weiß nicht genau, wann und ob die fährt, die Karte behauptet, sie würde nur von Juni bis September verkehren, aber das stimmt nicht. Heute würde sie um 8:45 und um 17 Uhr fahren. Ist eine Option für die Weiterfahrt.
Ich habe uns gestern noch für die Walsafari vormerken lassen - wie sich herausstellt war das gut. Entsprechend habe ich heute die Kleidung gewählt, vom Motorradanzug kommt nur der Regenanzug mit an Bord. Den habe ich für die kurze Fahrt schon an und der heizt auch schon ordentlich. Als Fritz im Hafen Schiffchen anschaut, wird mir plötzlich ganz schwindelig und übel; ich werde doch so leicht seekrank. Aber nur vom dran denken???
Als wir am Ticketbüro ankommen, werden einige Gäste schon auf morgen vertröstet - das Boot ist voll??? Aber ja, ein Bus voller finnischer Schulkinder zwischen 8 und 12 werden das Schiff entern.
Ich war hier schon mal, auf dem selben Campingplatz und auf der selben Walsafari. Damals war das Wetter grausam, ich mußte das Zelt in der Nacht abbauen und mich zum schlafen in den Aufenthaltsraum verziehen, es hat gestürmt und gehagelt. Und auf der Safari war mir nur übel und gesehen haben wir auch nix. Als ich die Tickets zahlen will erzähle ich diese Story - der Mann fragt mich, ob ich denn mein Geld zurück bekommen oder ein Voucher bekommen hätte? Nein, ich bin damals (2010) am anderen Tag (da hätte ich kostenlos noch einen Versuch starten dürfen) nicht mehr hingegangen, weil ich schon seekrank war von der Nacht. Tja, 2010 hatten sie noch keinen Computer, also können sie mich auch nicht suchen. Aber - der Chef-Guide denkt kurz nach - er kann was für mich tun. Ob ich einverstanden bin, für jeden 50% Nachlaß zu bekommen? Aber ja - das ist doch keine Frage!!! Das war wirklich nett!
Die Saarländer tauchen wieder auf, jetzt erfahren wir auch die Namen: Bea, Tom und Uli. Sie fahren auch mit und wir können unsere Helme im Auto deponieren. Vorsichtshalber werfe ich jetzt eine Seekrankehitstablette ein. Das Meer ist "spiegelglatt" wie man so schön sagt, aber das kleine Walfangboot schaukelt wie eine Achterbahn. Die Kids tolle überall herum und erobern das Schiff - ich erobere einen Stehplatz genau in der Mitte des Schiffes. Saukalter Wind dort, aber ansonsten schön ruhig. Nur die Reling darf ich nicht beobachten. Mein Magen beruhigt sich zusehends. Als die ersten Seekrankheitstüten verteilt werden, traue ich mich sogar an die Tee- und Keksbar. Mir wird's immer besser und ich fange sogar an, die Tour zu genießen. Ich muß nur immer auf den Horizont achten. Die Saarländer Jungs klettern auf's Oberdeck vorn im Bug und juchzen vor Freude - Jungs auf der Schiffschaukel! Fritz erkennt mich nicht wieder, er kennt meine Reaktion auf kleinste Wellen aus Erfahrung. Mit einer zweiten Tablette nach 2 h schaffe ich die ganze Tour in perfekter Verfassung. Wale?  Ach ja, natürlich! Die gab's auch. 3 mal haben wir welche gesichtet, einmal allerdings den selben Wal. Die Safarfi wird von Wissenschaftlern veranstaltet und die kennen das Verhalten der Wale genau. Sie finden die Tiere mit ihren Mikrofonen und pirschen sich dann an. Dann ist warten angesagt. Bis man die Fontäne sieht. Ein paar mal bläst der Wal und dümpelt an der Wasseroberfläche dahin, dann holt er einmal tief Luft und taucht ab. Weg isser! 20-30 min lang, dann wird er nach seiner Mahlzeit in der Nähe wieder auftauchen. Gesagt, getan. Die haben recht, die Wissenschaftler. Wale sehen ist die eine Sache, sie zu fotografieren die andere. Durch den Foto sieht man ein riesiges Meer und vielleicht mal ein weißes Schaumkrönchen. Ist das der Wal? Beim zoomen, hält man garantiert daneben. Und dann schaukelt das Boot... Daneben geschossen. Natürlich Serienbilder - aber nach 10 Bildern macht der Foto eine Verarbeitungspause und genau da taucht der Wal! Mist! Aber - das war mein erster Wal in freier Wildbahn. Und genau das wollte ich!

Auf dem Rückweg ist es ruhig geworden auf dem Boot. Die Berge in der Ferne hüllen sich in Dunst. Die Kinder sind fast unhörbar; sie haben sich ausgetobt, sind seekrank oder unterkühlt. Viele Erwachsene liegen auch flach. Es gibt jetzt eine leckere heiße Brühe und eine Semmel dazu - das tut richtig gut! Um 6 Uhr abends sind wir wieder im Hafen. Die Mopeds stehen erwartungsfroh da, aber die Lisl ist mir anscheinend böse. Sie spuckt und hustet auf den nächsten Kilometern. Ob sie auch seekrank ist?

Die Tabletten scheinen ja doch Nebenwirkungen zu haben, auf dem Schiff hab ich das gar nicht gemerkt. Aber jetzt, wo wir eigentlich noch ein paar Kilometer fahren wollen, werde ich schlagartig müde, mir fallen beim fahren die Augen zu. Es zieht immer mehr zu, so daß ich gerne Fritz Angebot folge, eine Hütte zu nehmen. Und schon kommt ein Campingplatz mit Hütten. Später auf der Karte, bekommen wir heraus, das dies eh der einzige Platz mit Hütten auf Andøya ist. Beim einchecken wissen wir das aber noch nicht, daher überlegen wir ein Weilchen als uns der etwas unwirsche Campingwart den stolzen Preis von 450 NOK nennt. Dusche kostet extra. Aber die haben hier so schöne Badezuber in Erdhügeln vergraben! Die machen mich ja voll an - Badestamp mit Meerblick! Kostet natürlich extra - 250 NOK/Kopf. Und schließt um 19 Uhr. Es ist gerade 19 Uhr. Also wird uns die Entscheidung abgenommen. Die Hütte ist "na ja", zumindest für ihr Geld. Aber der Campingbesitzer kennt wohl sein USP. Die Mopeds dürfen nur hinter der Hütte geparkt werden, ist davor der Rasen zu heilig? Und weitere Regeln..... ich bin müde. Gerade noch kann ich Schlafsack, Isomatte (weiche Matrazen!) und Kopfkissen (Luxus) auspacken, und schon falle ich total kaputt ins Bett. Siehe oben...

                   

Dienstag, 26. Mai 2015

Heuer ist der kälteste Mai seit 20 Jahren...

...schreibt aus S-J aus Oslo. Wahrscheinlich liest er die selbe Zeitung.
Es ist ein seltsamer Campingplatz, irgendwie funktioniert gar nichts. Die sanitären Anlagen der Männer sind komplett geschlossen, bei den Frauen funktioniert eine einzige Toilette (ein bischen) und es gibt nur ein Waschbecken mit kaltem Wasser. In der Hütte ist nichtmal die sonst übliche Kochplatte zu finden. Immerhin hat der Campbesitzer einen Tip für uns - in der Hütte 1c gibt es ein kleines funktionierendes Bad mit heißer Dusche. Der Schlüssel liegt im Briefkasten. Na geht doch!
Da die Matrazen wieder ein ebensolches Nichts wie gestern waren, haben wir gleich unsere Isomatten ausgepackt - was ein sehr guter Schachzug war. Irgendwie weiß man nie, wann Zeit zum aufstehen ist, da es ja Tag und Nacht hell ist. So wird es heute halb zehn...
Endlich haben aud die Geschäfte wieder geöffnet und wir kaufen in Svolvær ein wenig ein. Das gibt später am Fjord ein feines Picknick.


Heute geht uns das "ah" und "oh" (also das "åh") aus, weil gestern schon alles so phantastisch war. Auf den Wiesen höre ich eher ein "mäh" von den Schafen. Gegen Mittag zieht Petrus dann noch die Gardinen zu und verdrückt ein oder zwei Tränen. Das geniesel ignorieren wir einfach oder verziehen uns in einen der zahlreichen Tunnel. Leider ist es dort heute kälter als sonst, draßen hat es immerhin zwischen 11 und 15 warme Grad! So konzentrieren wir uns heute eher auf's Fahren - 300 km sollen es heute werden. Schöne Straßen und Sträßchen mit Kürvchen. Aber auch gelegentlich ordentliche Bodenwellen oder Schlaglöcher - alse dösen dürfen wir nicht. Immer schön über die Lofoten hinauf zu den Vesterålen. die Landschaft wird etwas lieblicher, die Bergkuppen runder, die Täler weiter, mit Wiesen, Heide und manchmal Birken- oder Fichtenwäldchen.

In Strand, einer kleinen Stadt, die nur fast am Weg liegt (wir müssen mal kurz über eine große Brücke), bekommen unsere Zweiräder endlich ihren Benzinkaffee und sind dann weiterhin zufrieden mit der Welt. Wir kriegen unseren Kakao. Perfekt.

Bis Andenes am Nordende der Inselgruppe fahren wir heute hinauf. Interessant an der Landschaft ist, daß hier auf den langen Ausläufern vor den Bergen wohl Torf abgebaut wird. Außderdem liegen im flachen Meer große Steine vereinzelt wurm - wie die sohl dahin gekommen sind? Bundes-Troll-Spiele mit Felsweitwurf?
Morgen möchte ich gerne auf Walsafari gehen, falls die im Mai schon fährt. Am Ortseingang von Andenes kenne ich einen kleinen Campingplatz, der diesmal netter zu bewohnen ist, als letztes Mal. Damals hatte ich Sturm und Hagel, heute scheint die Sonne! Bis Mitternacht? Zumindest wird Sonnenauf- und Sonnenuntergang mit 0:00 Uhr angegeben!

Montag, 25. Mai 2015

Lofoten


Die Hütte war billig und so haben wir auch geschlafen - das Bett war bretthart. In der "Nacht" hat der Schneeberg nebenan wunderbar rosa in der Mitternachtssonne geleuchtet. Am Morgen haben wir festgestellt, daß die Fundamente, auf denen die Hütte steht, schon ziemlich schief waren...ein kleiner Stups, und die Hütte rutscht herunter. Geweckt hat uns aber der Fluglärm (wie gesagt, der Campingplatz liegt neben dem Flughafen) von Düsenjägern, die den ganzen Morgen anscheinend stundenlange Überflugübungen gemacht haben. Na ja, unser Schiff geht erst um 13 Uhr. Die Lisl springt heute sofort und fröhlich an, sie mag eben die Sonne. Wir haben Zeit genug, erst am Hafen zu schauen, ob wir ein Ticket kaufen können (können wir nicht) und dann Frühstück bei Statoil zu machen. Zurück zum Hafen geht es dann kurz durch die Innenstadt - sieht einladend aus.

Ich dachte, die Hurtigrute fährt erst um 15 Uhr, aber um 13 Uhr gibt es anscheinend auch schon ein Schiff - von der Linie "Torghatten". Das nehemen wir lieber, weil es eine "normale" Fähre ist, wir das Ticket beim drauffahren kaufen können, es früher auf den Lofoten ankommt und noch dazu ein ganzes Stück billiger ist. Wir finden einen tollen Platz ganz vorn, ein paar Landsleute aus  Fritz Heimat wechseln gelegentlich ein paar Worte mit uns. Außerdem kann ich während der 3 1/2 h Überfahrt noch etwas Schlaf nachholen. Mit dem Wetter haben wir heute richtig Glück - es ist sonnig und auf dem Schiff natürlich windig.

Von Weitem schon sehen wir die schneebedeckten spitzigen Berge der Inselgruppe. Ankunft in Moskenes ca. 16:30 Uhr. Fritz war noch nie auf den Lofoten, also will er natürlich alles sehen. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung zum südlichen Ende der Inselgruppe - selbstverständlich nehmen wir das mit. Wir fahren von Å nach Bø. Eigentlich ist "fahren" zuviel gesagt; wir tuckern und trödeln; Fahrradfahrer sind manchmal schneller. Wir wollen alles ausführlich und mit allen Sinnen genießen. Es gibt sooooo viel zu sehen! Alles was Norwegen ausmacht ist hier auf wenigen Quadratkilometern vereint! Wir fühlen die Kälte in den Knochen aber auch die Sonne auf der Nasenspitze, wenn wir aus den Bergschatten auftauchen. Wir hören die Möwen kreischen und riechen den herrlichen Duft des Dörrfischs. Die Trockengerüste sehen ein wenig aus, wie die Hopfenfelder der Holledau - Lofotenhopfen?


Wahnsinnige 100 km haben wir heute zusammenbekommen! Allerdings sehr intensive Kilometer. Die Sonne lockt zum Zelten, aber Fritz ist durchgefroren und müde. Also halten wir wieder nach einer heizbaren Hütte Ausschau. Nicht lange, dann finden wir einen kleinen Campingplatz am See mit netten kleinen Hütten (300 NOK).

Sonntag, 24. Mai 2015

Polarkreis

Aufbruch ist für 10 Uhr angesetzt - aber wer hält schon einen SOP (start of polarcruising)? So wird es eben viertel vor elf. Die meisten unserer Sachen sind einigermaßen getrocknet, aber von unseren 4 Stiefeln ist nur mein linker trocken. Trotz allem sind wir gestern fast 400 km gefahren! Diesmal hat sich Fritz das Sitzfleisch wund gesessen. Zurück auf die E6 - eigentlich wieder ganz angenehm zu fahren. Ich hatte diese Straße viel öder im Gedächtnis. Aber vielleicht liegt's auch am Pfingstsonntag - kein Schwerlast- oder Berufsverkehr. Eigentlich überhaupt kein Verkehr. Und so können wir rechts und links der Straße die Landschaft genießen.
Es ist noch kalt, aber mit 8 Grad immerhin schon deutlich wärmer als gestern. Anfangs ist es noch trüb und teilweise nieselt es auch, aber kein Vergleich zum gestrigen Duschwetter!
Relativ bald schon schnuppern unsere BMWs Benzinduft - und wir den Kakaoduft. So machen wir heute eine frühe Mittagspause. Gemütlich. Als sie beendet ist, scheint die Sonne, der Himmel ist blau-weiß (wir sind schließlich nicht in Bayern) und die Luft wunderbar klar! Es ist eine Aufbruchstimmung wir bei uns Anfang März - an den schattigen Waldrändern liegen noch Schneereste, die Wiesen sind meist noch braun und das Moor schimmert rostrot.




Richtung Norden führt unser Weg im grünen Tal auf anspruchsloser Straße entlang der Hanelva unmerklich immer höher. Bis wir uns plötzlich wieder mitten im Schnee finden. Strahlend weiß und riesige unberührte Flächen. Bis auf 680 m krabbeln wir, wo wir dann den Polarkreis passieren. Viele Langläufer sind hier unterwegs, aber interessanterweise auch ziemlich viele beinharte Radler.
Am Polarkreis müssen wir natürlich das unvermeidbare Foto schießen. Und dann schwelge ich in den Auslagen der Verkaufsbude - schön gemacht,ist das dort. Nur ein paar doofe Touristen nerven uns draußen an den Mopeds, aber die ignorieren wir am Besten einfach. Bei diesem herrlichen Sonnenschein kann uns keiner die Laune verderben! Polarkreis! Ich hab Dich schon wieder erobert! Nicht zum ersten Mal. Daher habe ich Dich in Alaska auch sausen lassen... Ab hier gibt's die Mitternachtsonne!?


Was mich an Norwegen so fasziniert?
Die roten Norweger-Häuschen. Die z.B. in Reih und Glied am Ufer stehen, oder als freistehender Bauernhof einen Farbtupfer in die Landschaft setzen, oder vorsichtig durch lichte Birkenwälder lugen. Oder gelegntlich ein verführerisches Blockhaus - natürlich mit Grasdach, manchmal wächst dort sogar etwas größeres.
Oder die herrlichen Straßen zum Motorrad fahren - breite Asphaltstraßen mit weiten Kurven, kleine versteckte und holperige Sträßchen mit engen Kurven und Kehren, steile Bergstraßen oder manchmal auch eine Schotterstrecke. Aber auf jeden Fall wenig genug Verkehr, um uns den Spaß nicht zu vermiesen.
Oder die Felsen und Berge - schroff, senkrecht in den Fjord abfallend, Schluchten und Spalten, Grotten, riesige Felsstücke von ehemaligen Gletschern überall verteilt, aber auch Berge a lá Alpen.
Besonders aber das Wasser! Überall herrlich (außer von oben)! Als Bächlein, breiter gemächlicher Fluß, sprudelnd als Gebirgsbach, als tosende schäumende Wasserfälle in allen Größen oder als spegelnder See oder Fjord.
Oder die Weite, die Einsamkeit, die wir als Mitteleuropäer so nicht mehr kennen. Lange Strecken ohne Besiedlung, ohne Stationen, einfach nur Natur! Freiheit!


Der Tag steigert sich - das Wetter kann ja kaum noch besser werden. Aber die Straße wird abwechslungsreicher, mehr Kürvchen. Und es gibt auch noch ein paar Sehenswürdigkeiten am Straßenrand zu bestaunen. Insbesondere natürlich kurz vor Bodö den Saltstraumen. Der Saltfjord wird vom Land durch einen breiten Fluß gespeist, vom Meer her wirken die Gezeiten und so ergeben sich am Übergang sehr interessante Strömungen und Strudel! Ich glaube, dieses Phänomen ist auf der Welt ziemlich einzigartig.  Die Stelle ist auch extrem fischreich - der Saltstraumen ist unter Anglern und Fischern berühmt. Auch unter den Möwen, die sich hier scharenweise fett futtern!
Es gibt so viel zu sehen - ich kann mich gar nicht satt sehen. Am liebsten würde ich überall bleiben! Vor Jahren war hier mal ein Anwesen für glabue ich 30 T€ zu verkaufen - dem trauere ich mal kurz nach. Das Herz schlägt heute höher!

Übernachtung? Wild - oder überhaupt - zelten? Fritz meint, das wäre doch etwas kalt und ich lasse mich gerne rumkriegen. Aber in Bodö ist kein Campingplatz eingezeichnet - jedoch mein Navi ist schlauer und führt uns ohne Umschweife dorthin. Nah am Flugplatz aber schön am Fjord. Es gibt dort Mini-Mini-Hütten, süß! Die reicht uns heute, schließlich haben wir nichts zum Trocknen. Wir genießen nur die Heizung, die Betten und den Tisch. Daher kommen wir auch mit sparsamen 200 NOK aus (gestern waren es immerhin 380).