Donnerstag, 28. Mai 2015

Von Å über Bø zu Astrid


Nach einer nicht so besonders guten Nacht begrüßt uns der Morgen auch nicht gerade mit bester Stimmung. Bei 6-8 Grad scheint es auch Petrus zu frieren, er hüllt sich in eine dicke Wolkendecke, die direkt über unseren Köpfen hängt. Das wird ein feucht-fröhlicher Tag! Zum Ausparken ist es hinter der Hütte etwas umständlich, daher hinterlasse ich dem Campingplatz noch eine schöne Reifenspur auf dem heiligen Rasen vor der Hütte. Ciao!

Noch ein kurzer Materialbericht von gestern - da haben wir mal die Schlafsäcke getauscht. Die einheitliche Meinung: mein Daunenschlafsack läßt sich schön klein packen und hat einen kuschelig warmen Fußteil. Aber am Körper gibt er nicht besonders warm. Fritz Kunstfaserschalfsack Marke "Mammut" (ehemals norwegisch Ajungilak) ist besonders im oberen Teil (Kopf, Schultern) total warm und dicht. Am unteren Ende fehlt das Volumen. Ansonsten ist er schon deutlich wärmer als mein Daunensack.

So, heute wollen wir die Westküste von Andøya hinunterfahren und auch den unteren Zipfel noch umrunden. Ein Stück davon soll nicht asphaltiert sein, aber das wird Fritz mit seiner R 1150 R schon packen, meint er. Aber zuerst haben wir mal ein déjà vu: hier geht's nach Å!? (Später lerne ich, daß Å der letzte Buchstabe im norwegischen Alphabeth ist, und daher alles, was am Ende der Welt ist Å heißt.) Aber noch viel besser ist, daß wir kurz danach schon wieder durch Bø fahren! Von Å nach Bø...
Von der Landschaft können wir heute nicht viel sehen, nicht einmal erahnen. Die Wolken geben im Lauf des Tages von Nebel über Nieselregen in Schnürlregen über. So kenne ich die Ecke hier; letztes Mal hat es allerdings ordentlich geschneit!

Fritz erzählt den Leuten gerne, daß wir hier "kleine und kleinste Straßen" fahren (aber hier gibt es nur Straßen und Hauptstraßen). Jetzt darf er mal ran... Etwas überraschend hört nach einem Viehrost der Asphalt auf. Die unbefestigte Straße ist naß und daher rutschig. Aber sie ist ordentlich geschottert und es gibt nur wenige Schlaglöcher. So können wir noch ganz gut vorankommen. Nach der nächsten Ortschaft allerdings sind wir anscheinend wirklich am Å... der Welt. Wieder ein Viehgrill und dann absolutes Jagdverbot. Naturschutzgebiet? Jede Menge Schafe. Die Straße...hm hm, der Weg wird schmal und scheint selten befahren zu sein. Die Schafe nutzen ihn als Schlafplatz. Teilweise schlammig, große Pfützen, tiefe Fahrrinnen. Ich beobachte Fritz im Rückspiegel, wie er sein Schlachtroß hier durchquält. Aber es kommt ihm kein Sterbenswörtchen der Klage über die Lippen. Er hat sogar noch Zeit, einen Seeadler zu beobachten! Zum Schluß kommt noch eine steilere sehr steinige, ja felsige Abfahrt, die mit einem großen Loch in der Straße endet - danach haben wir wieder Asphalt unter den Reifen. Brave Lisl!

In Strand kennen wir schon die Benzin- und Kakaostation zum Aufwärmen. Dann geht's weiter Richtung Hinøya, um nach Harstad zu gelangen. Wir fahren eine kleine Straße Richtung Fähre. Als uns ein ganzer Konvoi Autos entgegenkommt, vermute ich richtigerweise, daß die Fähre vor kurzem angelegt hat. Vermutlich fährt sie uns gerade vor der Nase weg. Aber nein - der Fährmeister hat uns gesehen und öffnet extra nochmal die Schranke für uns! Wir fahren direkt drauf - super timing!!! Während ich zahlen gehe, hüpft Fritz von einem Fuß auf den anderen, um die eingefrorenen Zehen wieder aufzutauen. Plötzlich rumpelt es ordentlich, ein Anker, eine Anlegestelle oder sonst irgendwelche Schiffsgeräusche? Nein - Fritz Moped hat sich umgelegt. Das Schiff hat eigentlich gar nicht geschaukelt. Vielleicht ist es eifersüchtig, weil ich heut meine Lisl gelobt und gestreichelt habe, aber Fritz hat das nicht gemacht? Auf jeden Fall - gemeinsam schnell wieder aufstellen und den Schaden besichtigen: der Koffer hat Farbe und Muster des Autodecks, ist aber heil geblieben. Auch der Kunststoff-Kofferhalter scheint heil zu sein. Die Spiegel haben auch Farbspuren, sind lose aber heil. Das Windschild ist verbogen und hat einen ordentlichen schwarzen Schmiß mittendrin. Die Navihalterung ist halb abgerissen - das scheint noch der größte Schaden zu sein. Das werden wir morgen in Ruhe angehen. Tank, Zylinder oder Verkleidungen haben nichts abbekommen! Glück gehabt!

Weiter geht's nach Harstad, von dort wollen wir noch nach Rolla übersetzen und Astrid mit ihrer Familie besuchen. Hier haben wir mit der Fähre weniger Glück, wir müssen 1 1/4 Stunden warten. In der Kälte bei Nieselregen. Auf Rolla können wir die schöne Küstenstraße leider auch nicht so recht genießen - kalt, naß, neblig. Bei Astrid werden wir herzlch begrüßt! Sie hat warme Tomatensuppe mit Nudeln und selbstgebackene Brezeln, einen heißen Tee und Wein bereitgestellt. Die Lisl braucht dringend eine Batterieladung, auch das läßt sich machen. Es ist schön, so begrüßt zu werden. Die beiden Buben freuen sich über die SChweizer Taschenmesser, die wir mitgebracht haben. Und dann werden wir vom Nachbarn noch zum Badestamp eingeladen. Astrid und ich gehen hin, so sitzen wir zu dritt mit einem Glas Wein im 38 Grad warmen Wasser, schauen über den Fjord, radebrechen ind 3 Sprachen und kühlen uns immer wieder in der kalten Luft ab. Ein herrliches nordnorwegisches Vergnügen!

Jetzt sitze ich in der (guten) Wikingerstube auf dem Sofa, neben mir noch das letzte Glas Rotwein und die letzte Brezel. Fritz schläft schon im Nebenzimmer und ich dampfe noch vom Badestamp. Heut kann ich bestimmt gut schlafen!

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