Donnerstag, 21. Mai 2015

Kontraste

Die Hütte liegt auf einem schmalen Strandstreifen zwischen der Hauptstraße und dem Fjord. So hören wir auf der einen Seite, den (Schwerlast-)Verkehr und auf der anderen die (großen) Schiffe, deren Klang deutlich angenehmer ist. Das erste Mal wachwerden ist noch zu früh, das zweite mal dafür schon ziemlich spät. Es ist fast 10 Uhr! Der Schwimmkran vor unserem Fenster hat über Nacht eine Trophäe zu Tage gefördert. Mit einem riesigen Anker am Haken zieht er den Rückzug zum Ufer an. Wir wollen zum Geiranger Fjord - dorthin führt eine Straße über den Gletscher. Wir befürchten, daß sie gesperrt ist, daher gibt es dann nur die Alternative, mit der Fähre von Hellesylt durch den Fjord zu fahren. Und diese Fähre (bis dorthin sind es noch über 60 km) fährt um 12:30 Uhr. Also ist sicherheitshalber Beeilung angesagt - bis wir abfahrbereit sind ist es schnell mal 11 Uhr. Prompt geht was daneben! Die Lisl scheint beleidigt zu sein, daß sie heute nacht im Regen draußen bleiben mußte. Sie zickt herum. Zum Glück ist die Batterie diesmal noch ausreichend geladen...irgendwann gibt mein Lislchen dann doch nach und poltert unter Protest los.

Ein Blick auf das Wetter - wir machen uns regenfest. Es ist zwar trocken, aber ziemlich bewölkt. Die Sonne schafft heute wohl keinen großen Durchbruch. Auch im Hinblick auf die naheliegenden Gletscher ist kältefeste Kleidung nicht verkehrt. Vorbei am Brixdaslbreen schlagen wir den Weg zum Jostedals-Gletscher ein. Kein Sperrschild hindert uns daran, juhu! Den Berg hinauf führt eine phantastische Motorradstrecke - breit, gut asphaltiert, herrliche Kurven bis hin zu Kehren und das unendlich lange. Von den blühenden Bäumen und Wiesen bis hinauf in die tiefverschneiten Berge - ruck zuck! Und fast kein Verkehr, zumindest keiner, der uns die Laune verderben könnte! Ach geht's uns gut!


Vorbei an Skifahrern und Langläufern bis uns die Schneemassen nur noch das Asphaltband freilassen und beiderseits Schneemauern einen Tunnel bilden. Ist das nicht Klasse?
Auf der anderen Seite geht's dann direkt zum Geirangerfjord, ebenfall wunderschöne Kehren und vor allem ein Wahnsinns-Ausblick auf den berühmten Fjord. Heute ist anscheinend kein Kreuzfahrtschiff hier - Touristen (mit Wohnmobilen) gibt es trotzdem ein paar. Von hier aus führt die übliche Route am blühenden Fjord entlang, wieder über die Höhe, mit der Fähre über den nächsten Fjord und dann zum Trollstigen. Berühmt und schon mehrfach gesehen. Heute ist in dem mittlerweile groß ausgebauten Touristenzentrum allerdings kaum was los - hat auch seine Vorteile, wenn man außerhalb der Saison fährt. Wir haben uns auf den Trollstigen gefreut, die herrliche Aussicht bei der Abfahrt. Aber wir sind ziemlich enttäuscht. Schon nach wenigen Kehren sind wir unten angekommen - das hatte ich doch anders in Erinnerung? Gegen die herrliche Straße von heute morgen zum Jostedalsbreen hoch, kommt mir diese berühmte Straße poplig vor. Immerhin erkenne ich ein paar Plätze wieder, an denen ich schon abenteuerliche Übernachtungen hatte: auf einer gesperrten Hängebrücke und in einer vom Sturm verwehten Hütte.



Am Fuße des Trollstigen liegt Andalsnes - hier wollen wir ein Kaffeepäuschen einlegen und die weitere Strecke ausbaldowern. Statoil wir kommen! Es ist schon fast 4 Uhr nachmittags, bis wir unser Mittagessen einnehmen; bis wir eine Stunde später aufbruchbereit sind, werden wir heute wohl nicht mehr allzuviel reißen. Ich habe eine schöne Tour im Kopf - zum Eikedalsvatnet. Ich möchte so gerne nochmal dorthin fahren - allerdings ist ein Stück Schotterstraße dabei und ich bin mir nicht sicher, wie Fritz Moped das verkraften würde. Die Entscheidung wird mir aber leicht gemacht, denn die Straße dorthin ist gesperrt... Was dann? Um weiter nach Norden zu kommen, werden wir um Trondheim nicht herumkommen. Aber da gibt es noch ein interessantes Stück zu sehen vorher - die Atlantic Ocean Road! Fritz weiß nichts davon und ich verrate nichts. Ich schlage nur einen kleinen Umweg über die Küste und schöne Nebensträßchen vor. Es fängt an zu regnen, nur ein wenig, aber der Spaßfaktor ist weg. Wir nehmen die Fähre nach Molde, von dort aus sind es noch ein paar Kilometer bis zum Beginn dieser Straße in Bud. Dort ist auch ein Campingplatz eingezeichnet - bis dorthin wollen wir noch. Kurz vorher ein Schild "Campingplatz & Hütten" - sieht klein und fein aus und liegt direkt am Fjord. Eine Hütte für 300 NOK ist noch frei. Gerade als ich sie Fritz zeige, trägt ein Mann jedoch seine Sachen hinauf und bedeutet uns auf deutsch, daß er sie soeben belegt hat. So ein (Schla-)Wiener! Na ja, dann müssen wir halt auf den "normalen", offiziellen Platz. Viele Wohnwagen, eben der übliche Aufbewahrungsort für Touristen. Soll "Luxus" sein? Der Preis schon - diesmal sind für die Hütte 400 NOK fällig. Die Hütte ist ok, aber eben nicht so kultig wie gestern. Dafür - stellen wir fest - ist die Dusche ohne Aufpreis - ob die uns gerochen haben?

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