Dienstag, 19. Mai 2015

Materialbericht

Heute Nacht gab es Sturmböen! Die haben beängstigend am Zelt gerüttelt. Immer wieder, bis wir den Platz verlassen haben. Fritz meint, das wären Fallwinde, die von der Hardangervidda in den Fjord fallen. Aber warum müssen die dann ausgerechnet auf uns fallen??? Na ja, auf jeden Fall hat unser Zelt zwar fürchterlich geknattert, aber ist wie eine Eins stehen geblieben. Besser kann es gar nicht sein.
Eine kleine Exkursion in die Materialbewertung gefällig?
  • Meine neue Isomatte: sehr klein und dünn. Mini-Packmaß. Aber isoliert erstaunlich gut gegen Kälte und auch Unebenheiten oder Steine!
  • Das Kopfkissen - selbstaufblasbar - hat sich schon in Amerika bewährt. Hat allerdings ein Loch bekommen und wurde mit dem besten Silikonkleber der Welt (Stormsure) abgedichtet. Perfekt!
  • Der Schlafsack: was zum Lästern. Kaum 3 Jahre alt (Daune) gehen die Nähte vielerorst auf und er läßt Federn. Die einzelnen Kammern scheinen auch nicht mehr getrennt zu sein, so daß es ganz leere und übervolle Stellen gibt. Selbst Schütteln bringt kaum Besserung. Heute Nacht ist ncoh der Gummizug abgerissen, mit dem man an den Schultern zuziehen kann. Der Wärmste ist er wohl ohnehin nicht. War wohl nicht der allerbeste Griff.
  • Der Kocher (Biolite) - ich hab mich ohne Probe auf das Experiment eingelassen und meinen treuen Benzinkocher daheim gelassen. Wenn er mal brennt, gibt er erstaunlich viel Hitze ab. Das anzünden müssen wir noch viel üben. Und man muß ihn ständig füttern. Aber das Holzsammeln, Anzüder suchen, füttern...also das Spiel mit dem Feuer...das macht einfach Spaß! Also - cooler Kocher mit Spaßfaktor.
Alles verpackt - es kann los gehen. Nicht so denkt meine Lisl. Sie stellt sich tot - das Display vom IMO (Bordcomputer) bleibt leer. Nicht mal eine blasse Anzeige! Oh oh, das ist ein ganz schlechtes Zeichen. Hoffentlich kommt da überhaupt noch was von der Batterie. Einen einzigen Versuch..immer schön drauf bleiben auf dem Anlasser...ja! Sie springt an! Ein Glück, daß die Lisl zur Zeit wirklich super gut anspringt. Ich hab ihr wohl gestern abend zu viel Saft abgezapft beim Laden der diversen Fotos, Kameras u.Ä. Also, jetzt wird gefahren (trotzdem werde ich dabei das Laptop laden) - die Batterie hat sich zu erholen. Ein Tankstop muß allerdings jetzt sofort noch sein, Fritz' Moped ist komplett leer (Benzin).

Aber jetzt - bei böigem Wind und wechselhaftem Wetter nehmen wir den Asphalt unter die Räder. Wenn Fritz gewußt hätte, daß ich die weltwit anerkannte und berüchtigte Regenmacherin bin, wäre er nicht mit mir gefahren, sagt er. Aber vielleicht hilft ja seine Anwesenheit dagegen? Von Odda fahren wir auf der Westseite des Fjordes nach Norden, um dann auf der anderen Seite der Berge wieder bis Jondal nach Süden zu fahren. Von dort aus wollen wir eine Fähre nehmen. Ja, das ist der totale Umweg, sozusagen mit der Kirche um's Dorf rum. Aber die Straße reizt mich einfach, weil es eine Nebenstraße ist. Und als wir den Nordzipfel umrundet und die erste Fähre rechts liegen lassen haben, wird die Straße ganz schmal, löchrig und kurvig. Das Ende der Welt? Fritz juchzt, so abwechlungsreich, herrlich und überraschend findet er das Sträßchen. Alleine deswegen hat sich der Weg schon gelohnt. Es stimmt schon, wir haben herrliche Ausblicke auf den Hardangerfjord, süße Örtchen, Sonnenschein, Apfelblüte (na ja, beginnt gerade) - was will man mehr?
Um die Mittagszeit rollen wir in Jondal an den Hafen. in knapp einer halben Stunde wird das Schiff wieder ablegen - gerade Zeit genug zum einkaufen und eine Kleinigkeit vespern. Super Timing! Der Laden hat übrigens "Fyrstekake"!!! Ich liebe diesen Kuchen! Und schon legt das Boot mit uns ab. Am anderen Ufer stehen Pfützen auf der Straße - hier hat es wohl einen heftigen Schauer gegeben. Kurz vor wir ankommen. Super Timing!


Jetzt ist es vorbei mit den schönen kleinen Sträßchen. Auf Hauptstraßen rollen wir im Zickzack Richtung Norden, nicht ohne alle wichtigen Wasserfälle auf der Strecke mitzunehmen: Steindaslfoss, Tvindefoss und Stahlheimskleiva. Eigentlich wollte ich mir noch eine Wanderhütte ansehen, aber die liegt vermutlich auf über 1000m Höhe - undenkbar bei dieser Schneelage! Immer sind wir auf der Suche nach det STatoil-Station, um unsere Flatrate-Tasse zu nutzen. Große Lust auf Kaffee/Kakao Pause. Aber diese Gegend scheint überhaupt nicht erschlossen zu sein. Alle Marken außer Statoil. Doch, 2 Stationen haben wir gefunden, aber die hatten keine Kaffee-Ecke. Na warte, wir werden das alles nachholen! Mittlerweile ist es gut warm geworden. Wir werden übermütig und ziehen die Regenjacken aus; schon bald bibbern wir daher wieder vor uns hin. An der nächsten Baustelle legen wir eine kurze Anziehpause ein.

In Gudvangen ist für heute Endstation. Zwar noch früh, aber eigentlich wollten wir morgen mit dem Schiff durch den Näroyfjord. Auf dem Campingplatz erfahren wir, daß die Fähre wohl aus wirtschaftlichen Gründen den Dienst eingestellt hat. Gut, mit 55€ für ein Moped ist sie auch nicht gerade billig - und ob unsere Billigkarte dort gilt ist fraglich. Es gibt nur noch ein Ausflugsboot, das nach Flam fährt. Das ist grad um die Ecke - auf der Straße vielleicht 1/4 Stunde. Vermutlich nimmt das Boot keine Fahrzezuge mit, kostet aber fast das selbe. Große Enttäuschung. Es gibt noch eine kleine Chance, daß die alte Fähre doch noch - aber nur bis Flam - fährt. Nach 11 Uhr - also ein langer Morgen! Ich war zum ersten Mal hier 1986 mit meiner Yamaha XV 750 (Softchopper) - da hat mich dieser Fjord so tief beeindruckt!!!

Wir zelten auf einer kleine Wiese zwischen den Felsen. Die Sonne verschwindet bald hinter den Gipfeln, aber die Berge auf der anderen Seite liegen noch eine  Weile in der Sonne. Und die hat anscheinend noch genug Kraft, eine Lawine auszulösen, die donnernd herunterkracht. Ich kann den Schnee über die senkrechten Wände abstürzen sehen! Am Abend kracht es noch einige Male, aber beobachten kann ich nichts mehr. Bei uns im Tal ist es saukalt, weshalb wir uns auch bald in den (hoffentlich) warmen Schlafsack verziehen.

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