Dienstag, 2. Juni 2015

Gen Schweden

Die anderen Mopedfahrer wollen früh los - um 8 Uhr wollten sie on the road sein. Das schaffen sie sogar fast. Um die Zeit schauen wir aus der Hütte und beschließen, den Mitternachtsregen wollen wir nicht haben. Die feuchte Kälte kriecht sogar in die beheizte Hütte und in unsere alten Knochen. Wir bleiben bis es zu regnen aufhört. Wir bleiben bis morgen. So trielen wir in der warmen Hütte herum, so langsam wandert doch das eine oder andere Stück in seinen Gepäcksack. Irgendwann ist fast alles gepackt, die sanitären Anlagen x mal besucht - was können wir noch tun? Unserer Sachen sind über Nacht schön getrocknet und ich bin frisch geduscht. Allerdings aus der "Faltsack-Dusche". Was das ist? Hab ich auf meinen Reisen erfunden, um Wasser zu sparen. Ich habe einen faltbaren Sack, den ich leicht mit Wasser füllen kann. Davon wird ein Teil heiß gemacht, so daß ich einen Sack voll warmes Wasser habe. Damit kann ich dann duschen, Füße oder Wäsche waschen. Hier benutze ich sie um Geld zu sparen. Die Duschmünze fällt aus, wenn ich das warme Wasser am Hahn hole und mit in die Dusche nehme.
Die Motorradkluft ist schon angezogen, da möchte ich doch den Wasserfall noch besichtigen. Es sind nur ein paar Meter die Böschung hinunter, aber da wird mir pudelwarm! Na gut, dann fahren wir halt doch. Ein kleines blaues Loch ist zwischen den Wolken schon zu sehen, auch wenn die Sonne immer noch über den Wolken und nicht hier unten scheint.

Die Lenkerstulpen sind montiert und so können wir besser nicht gerüstet sein. Wir tingeln die E6 im Namdal Richtung Süden. Hinter uns taucht ein LKW auf, der Fritz ordentlich Fersengeld gibt. Geschwindigkeitsbegrenzungen kennt der wohl nicht? Nach gut 1 Stunde springt uns in Namskogan die erste Kakaostation an. Eine kuschelige kleine Kaffee-Ecke haben sie. "Moin" grüßt uns ein Mann. Wir kommen ins Gespräch - ein ausgewanderter Deutscher. Seit 5 Jahren hier und ist immer noch voll begeistert. Lange klönen wir...und als wir dann endlich aufbrechen, ist auch die Wolkendecke aufgebrochen. Die blauen Löcher werden immer mehr und immer größer. Wir haben schon öfters gehört, daß das Wetter in Norwegen sich innerhalb weniger Minuten total verändert. Ein Wechselbad der Gefühle! Wir wollen von der E6 weg, Richtung Osten, Schweden. Da gibt es auf der Karte ein paar klitzekleine Sträßchen. Der Deutsche rät uns ab - da wären schreckliche Schlaglöcher drin. Ja, asphaltiert wäre es schon. Aber eigentlich auch schön. Wir bleiben dabei.

Es stellt sich als Glücksgriff heraus. Bei strahlend blauem Himmel und allerbester Laune (nur kalten Händen, weil mein Heizgriff doch kaputt ist) nehmen wir ein herziges Sträßchen unter die Räder. Fritz muß sein Federbein härter stellen, meine Lisl fühlt sich pudelwohl. Seen, schneebedeckte Berge, Eisflächen - wir kennen das schon, aber es ist immer wieder wunderschön. Bis auf zwei Traktoren praktisch kein Verkehr. Die Straße gehört uns. Irgendwann ist sie nicht mehr befestigt, aber der geschotterte und festgefahrene Untergrund ist fast besser befahrbar als die wellige Asphaltstraße. Ein großer Hase räumt die Straße. Gestern war es übrignes ein Schneehuhn, das zuerst laufend und dann doch flatternd das Weite gesucht hat. Ganz alleine sind wir im tiefen (oder lichten?) Wald. Und da kreuzt eine Elchkuh unseren Weg. Schnell ein Foto? Sie versteckt sich im Dickicht neben der Straße. Der einzige Elch (bisher) auf dieser Tour. Für Fritz war es sogar der erste Elch überhaupt in freier Wildbahn. Und kurz darauf taucht auch noch eine Rentierherde auf.


Wir fahren ein paar kurze Kilometer durch Schweden, man derkennt es nur an den Grenzschildern und an der deutlich besseren Straßenoberfläche. Dann sind wir wieder in Norge. In Nordli winkt ein Gebäude - was mag das wohl sein? Restaurant, Stadthalle, Bibliothek, Supermarkt oder alles zusammen? Draußen stehen ein paar Bänkchen oberhalb des Sees. Lädt ein zum Verweilen. Wir kaufen ein paar Sachen und vespern draußen auf dem Parkplatz. Ein schönes Plätzchen - aber so saukalt, daß beim Essen die Finger abfrieren. Weniger kalt, dann würde das Essen nochmal so gut schmecken!  Also dauert die Pause nicht lange, bis wir alles wieder einpacken. Während wir uns anziehen werden wir von einem kleinen Jungen beobachtet. Seine Mutter darf die Autotür nicht schließen und losfahren, bevor wir nicht weggefahren sind. Weiter geht's Richtung Südosten, wir werden doch noch ein Stück durch Schweden fahren, um die E6 zu vermeiden. Es ist mehr allzuweit bis zur Grenze. Direkt davor ist ein kleiner Parkplatz, er zieht mich magisch an. Ich weiß nicht warum. Aber bei näherem Hinsehen entpuppt er sich als Volltreffer. Am Fuß des Grenzschildes parken wir schon mal die Mopeds. Fritz testet das Klohäuschen. Einige Sitzgarnituren, zum Teil überdacht,  stehen auf dem gepflegten Rasen. Ein Weg führt hinunter zum See und der Grillhütte. Auf halbem Weg ist eine Wiesenterasse mit überdachter Sitzgarnitur. Der ideale Zeltplatz?! Klo, keine Kosten, See, Grillhütte, Garage und ebene Rasen. Wir bleiben. Die Ameisen sind schon da - ob wir wohl miteinander auskommen werden?

Ich möchte unbedingt die Grillhütte testen. Holz liegt genug herum, meist allerdings naß. Mit viel Geduld und Rauch gelingt uns aber doch endlich ein Feuerchen. Jetzt sind die Käse-Grillwürstchen dran. Mit den frischen Käsesemmeln, Gurken und Cocktailtomaten ein Gedicht von Abendessen. Ein Wind frischt auf, es ist zu kalt um druaßen zu sitzen. Also verziehen wir uns ins Zelt - rechtzeitig, denn es fängt an zu regnen. Bäh. Das brauchen wir nicht. Hoffentlich hört es bis morgen wieder auf.

#

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen

Lieber Kommentator,
wenn Du kein Konto hast oder angeben möchtest, dann wähle bitte "anonym" oder "Name/URL" (Du mußt keine URL angeben):