Mittwoch, 3. Juni 2015

Fad

Mehr gab's heute eigentlich nicht zu sehen oder zu erzählen.
Kältegrade: 6-8
Nässegrad: Dauerniesel bis heftig



Aber wenn Ihr wirklich mehr erwartet, dann kram ich halt nochmal...

Von gestern gibt's noch eine kleine Geschichte:
Als wir uns nach dem Grillen ins Zelt verzogen haben, kam ein Wind auf, der Regen mitgebracht hat. Es drohte kalt zu werden, also habe ich beschlossen, eine Wärmflasche vorzubereiten. Fritz hat mich mit dem Kocher an die überdachte Sitzecke geschickt - im Zelt hatte er zu viel Angst wegen Funkenflug. Aber Wind und Regen konnte das ÜBerdach nicht abhalten und so brannte nach 2 geleerten Feuerzeugen der Kocher immer noch nicht. Ich habe die contenance verloren und ziemlich ungeduldig versucht, aus den kleinen Aststückchen mit dem Beil Späne herzustellen. Da hat mich das böse Beil in den Finger gebissen!
Kocher in der einen, blutenden Finger an der anderen Hand hab ich mich ins Zelt zurückgezogen und dort die Bettflasche fertig gemacht. Spezialausführung: die Trinkflasche wird mit kochendem Wasser gefüllt und dann mit 2 feuchten Socken überzogen. Hat 4 Effekte:
  1. warmen Schlafsack
  2. bald trockene Socken
  3. keine Brandblasen an den Füßen
  4. länger eine warme Bettflasche
Die ganze Nacht war naßkalt; das tut auch Lisls Asthma überhaupt nicht gut. Ich muß sie lange bitten, streicheln und ihr gut zureden, bis sie ein wenig loshustet. Aber ziemlich schwächlich. Ich muß lange vorsichtig am Gas bleiben, bevor sie alleine laufen kann. Auf Fahrt wird es kaum besser, im Gegenteil - ein Zylinder mag nicht recht. Die Lisl braucht heut niedrige Gänge und hohe Drehzahlen, um den faulen Hund mitzuschleppen. Ab und zu bellt er, was ganz schön blöd zu fahren ist in den Kurven. Wenn mitten in der Kurve entweder die halbe Leistung weg ist, oder sich plötzlich Nachschub zuschaltet...da kann man wirklich keine Ideallinie finden - bei Nässe natürlich! Nach vielen Kilometern ist er dann wohl doch wachgeküßt und zündelt regelmäßig mit. Brave Lisl! Sie wird halt auch alt.

Fritz mag die Straßen hier in Schweden gar nicht. Lange geht's geradeaus, langweilig sagt er. Man kann es auch so sehen: endlose Wälder! Ebenso große Kahlschläge, wo der Harvester gewütet hat. Auch viel Wasser - hauptsächlich aber ruhige Seen. Wir haben uns gestern einen kurzen Weg durch Schweden nach Süden, Richtung Røro (N) ausgesucht, wohl wissend, daß da ziemlich kleine Sträßchen dabei sind. Die haben wir dann auch brav gefunden - unbefestigt! Eigentlich wollen wir ja sowas. Aber Fritz schimpft auf die "Schmierseife" und trauert um sein schönes sauberes Moped. Tja, da sind die Lisl und ich schon laaaaaange drüber weg. Trotzdem halten wir auf der E14 erneut Ratschlag. Richtung Westen (Trondheim) sieht es immerhin bläulicher aus als in alle anderen Richtungen. Und auf unserer ursprünglichen Route gäbe es noch einige unbefestigte Straßen. Ok - wir ändern den Kurs - Richtung Trondheim auf der E14. Kerzengerade, breit, sauberer Asphalt. Langweilig. Kaum haben wir die norwegische Grenze hinter uns, wird das Tal schon enger, die Felsen begleiten uns auf der einen, der Fluß auf der anderen Seite. Ist eben Norwegen!


Meine Gedanken drehen sich um alternative Arbeits- und Lebensmodelle, die Norwegen im Fokus haben. Aber Gut Ding will Weile..

Tatsächlich haben wir ca. 1 Stunde trocken gehabt! Aber jetzt, in Norwegen, regnet es dafür wieder richtig heftig. Bäh! Da mag ich nicht den ganzen Tag fahren, auch wenn die Lisl überraschenderweise gar nicht hustet! Also - Hytte suchen - schon um 4 Uhr nachmittags. Findet sich auch ziemlich schnell - für 350 NOK eine geräumige Zweierhütte, allerdings mit etwas schwachbrüstiger Heizung.

Recherchen im Internet erzählen uns von seltsamen Wetterkapriolen in Norwegen - 4 m Neuschnee und eingeschneite Autos, gar nicht weit weg von uns. Von Kälte und Regen - ja, das kennen wir. Und von Hitzewelle in Nordnorwegen - wo waren wir da??? Ok, um ehrlich zu sein: einen Supersonnentag hatten wir schon auch auf Rolla! Aber ich, die Regenmacherin....

Jetzt sitzen wir den Abend in der Hütte, köcheln eine heiße Brühe und sinnieren über die nächsten Tage und Routen. Der Kochtopf mit seinem krummen Boden wackelt und klappert ein monotones tick-tick-tick-tick-tick-tick-tick-tick-tick-tick auf der elektrischen Kochplatte.

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