Dienstag, 9. Juni 2015

Schönes Norwegen! (Rogaland und Telemark)

Heute erleben wir wohl alles, was Norwegen zu bieten hat!
Aber bitte chronologisch. Die Sonne kommt erstaunlich früh zwischen den Felswänden durch und heizt das Zelt ordentlich auf. Der erste Heli landet nebenan auf dem Kai um Basejumper abzuholen. Fritz ist heute irgendwie unruhig und räumt schnell zusammen. Ich habe heute die Ruhe weg - wir haben noch 2 Tage, müssen erst Donnerstag mittag in Oslo sein und haben theoretisch nur knapp 400 km vor uns. Zeit zum trödeln! Ich werde auf dem Campingplatz tatsächlich schon mit "Sie" angesprochen - jetzt weiß ich, daß ich alt bin! Dafür hört sich die Lisl heute wieder jung an, sie schnurrt wie ein zurfriedenes Kätzchen vor sich hin. Zündspulenwechsel erfolgreich!

Egal - der Fjord ist immer noch total herrlich! Der Wasserfall hat die ganze Nacht gerauscht und ist immer noch nicht leer. Und ich weiß, welche Straße uns bevorsteht - freue mich schon ganz doll drauf! Lysebotn besteht eigentlich nur aus einer Anlegestelle, einem Kraftwerk und einem Campingplatz. Die Straße dorthin wurde in den 80ern zun Bau des Kraftwerks kurzerhand in die steilen Felswände gehauen. Sie ist der Wahnsinn!!! Eine Serpentine nach der anderen und fast keine Geraden dazwischen. Oben auf der Kante, nach 7 km, steht ein Restaurant mit umlaufender Terasse, von dort kann ich nochmal hinunterschauen und auch einen Blick auf die Serpentinen werfen. Phantastisch! Man sollte meinen, daß das genügt - weit gefehlt. Die Serpentinen gehen weiter und öffnen sich irgendwann zu tollen Wedel-Kurven. Bis auf knapp 950 m führen sie uns hinauf - rechts und links werden wir jetzt wieder durch meterhohe Schneewände gesichert. Vor 14 Tagen war die Straße ja noch gesperrt. Aus lauter Sonnenübermut habe ich die Lenkerstulpen abmontiert, trage heute keine Regenhhose und eine Lage Shirt weniger. Da wird's hier oben doch wieder frisch!

Der direkte Weg nach Oslo ist mir zu kurz, also schlage ich noch einen Zickzack-Kurs - erstmal nach Nordosten - ein. Noch eine Paßstraße die zum Glück geöffnet ist, bis auf 950 m. Fjell. Schnee, Gletscher, zugefrorene Seen, herrliche Ausblicke! Kurven! Genuß! Da wird mir warm ums Herz!
In der nächsten Ortschaft ist Kakaostation. Als wir weiter wollen, rollt eine alte 750-er Honda aus Deutschland ein. Baujahr 1972! Da kann ich mit der Lisl nicht mithalten. Aber das härteste ist, auf dem Tank ist kein Tankrucksack sondern eine Transportbox - und da drin sitzt sein Hund!

Von hier ab genießen wir das herrliche Setesdal. Ist das noch ein Bach oder schon ein Fluß, den wir immer wieder kreuzen und der uns mal ruhig dahinfließend und mal weiß schäumend, über Steine springend ständig begleitet? Während wir uns zwischen frühlingshaft duftenden Wäldern und fetten grünen Wiesen wieder aufwärmen, ragen rings um uns herum steile schneebedeckte Felsen auf. Und wieder Kurven! Manchmal ist die Straße etwas holperig, der Lisl macht das nix, aber Fritz' Kuh bockt schon gelegentlich mal. Trotzdem wollen wir nochmal auf eine Nebenstraße um den Totaksee herum abbiegen. Klein ist einfach fein! Ein großes Schild warnt uns auf norwegisch, daß die Straße gesperrt ist. Aber die Detailinformationen können wir nicht so genau deuten "ab 2.Juni 8 - 10 - 12 - 15 - 17 Uhr". Was das wohl heißen mag? Der Abschnitt ist ca. 40 km lang, wir riskieren es, das Stück evt. zurückfahren zu müssen. Eine herrliche Straße und ein wunderbarer See! Kaum Verkehr. Irgendwann an einer schmalen Stelle steht ein Straßenarbeiterfarhzeug mit Blinklicht. Ein paar Männer stehen herum, keiner will was von uns. Ein paar Meter weiter liegen die Felsbrocken auf der halben Straße und wir sehen noch die Reste von Baumfällarbeiten. Ob die hier manchmal sprengen? Mit Bus oder Wohnmobil wirds hier eng, aber mit den Mopeds haben wir wie immer Glück. Ein Zweirad paßt fast immer noch durch!

Die nächste Hauptstraße ist nicht weit, aber die übernächste Nebenstraße kann sich vor mir auch nicht verstecken. Fritz muß tanken, also steuern wir die nächste Kakaostation an. Knapp 1 km vorher taucht aber schon ein Campingplatz auf - den wollen wir auf jeden Fall anschauen. Sieht ok aus, aber niemand ist da. Die Hütten sind mit 550 NOK teuer. Wir benutzen mal das Klo, um danach Richtung Zeltplatz zu schauen, es soll ja heut Nacht auch trocken sein. Da kommt eine junge Frau angeradelt und begrüßt uns in sehr gutem Deutsch. Sehr freundlich ist sie, wir machen ein paar Späßchen und ich schaue mal, ob mit dem Preis noch was geht. Tatsächlich - bei meinem Vorschlag von 400 NOK willigt sie ein! Es ist ein Blockhäuschen - sehr gemütlich eingerichtet, unter Kiefern und nicht weit weg vom See. Hier könnte man es sicher auch noch länger aushalten.

Ein sehr schöner Tag klingt mit einem gemütlichen Abend aus.

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