Montag, 8. Juni 2015

Lysefjord

Um 9 Uhr morgens habe ich im Internet die nötigen Informationen gefunden: die Straße vom Lysebotn ist jetzt geöffnet, die Fähre dorthin fährt um 14 Uhr in Forsand los. Dann wollen wir uns den Prekestol von unten ansehen. Die 87 km "Entfernung" stellen sich als knapp 200 zu fahrende Kilometer heraus - dann aber los!!!

Lisls Zeltgarage war wohl hilfreich - literweise hat sich das Wasser darauf gesammelt. Entblättert springt die Lisl tatsächlich mit nur einem einzigen kräftigen Donnerschlag an. Jetzt sind garantiert alle wach! Wie gestern - ein Zylinder läuft rund, der andere schläft noch total; da hilft auch warmlaufen nichts. Fluchtartig verlassen wir die Hütte (absichtlich diesmal ungeputzt) und nehmen die Straße unter die Räder. Dunkle Wolken hängen über uns, aber manchmal können wir schon ein blaues Loch durchschimmern sehen. Eigentlich ist es nicht so schrecklich kalt, aber ich friere heute - keine Ahnung warum.
Die langsam abtrocknende Straße ist die geniale Motorradstrecke - wunderbare Kurven aller couleur, abwechslungsreich und in einer phantastischen Kulisse - zwischen steilen Felsen und Fjorden! Ein Genuß!
Die Lisl ist ein Zweispänner - würde man im Pferdejargon sagen. Ein Pferdchen trabt brav und fleißig dahin und zieht das Wägelchen. Das andere ist ein Schlawiner - es trabt unauffällig nebenher, aber immer 2 cm hinter dem Geschirr, damit es nichts ziehen muß. Sobald ich ihm auf die Schliche komme und es antreibe, wird es zickig und feuert aus! Das ändert sich den ganzen Tag nicht. Beim Anfahren muß ich eben mit viel Gas und schleifender Kupplung arbeiten, auf den kurvigen Straßen entlang der Fjorde laufen die Pferdchen aber gleichmäßig genug, um die Schräglagen zu genießen!

Die Kakaopause fällt heute knapp aus - Fritz drängelt, es eilt. Kaffe rein, Kakao rein, Pommes / Sandwich rein, Sprit rein - weiter! Kein Problem - wir halten nicht zum fotografieren an und sind gut in der Zeit am Ziel in Forsand. Es reicht noch, um in dem kleinen Lädchen etwas einzukaufen und dann taucht auch schon ein kleines Schiff auf. Wie der Wind parkt es ein, macht tierische Wellen und Schaum. Klappe auf - ein Gabestapler lädt schnell 2 Sack Zement auf das Schiff, dann geht die Luke wieder zu. Und wir??? Und die anderen wartenden Touristen??? Der Lademeister zuckt die Schultern, das Schiff legt ab. Weg ist es! Gestern abend war das auch schon so, sagt jemand. Und jetzt? Wir schauen uns alle ganz ratlos an. Angeblich kommt um 15:10 Uhr die "richtige" Fähre. Das war nur das Schnellboot; aber Autos und Motorräder waren trotzdem drauf. Etwas aufgebracht warten wir halt. Schon 1/2 Stunden später kommt die "Fjord1", eine richtige Fähre. Der Lehrbub springt vom Schiff, ruft uns zu, sie würden "nur schnell auf die andere Seite fahren" und dann wiederkommen. Weg sind sie! Wer's glaubt...aber tatsächlich - pünktlich um 15:10 Uhr ist das Schiff da und wir dürfen auch drauf. Aber unsere Joker-Karte akzeptieren sie nicht - wir müssen den vollen Preis bezahlen. Der hat sich gegenüber letztem Jahr um 100% erhöht, haben wir erfahren. Wir zahlen also die vollen 910 NOK! Es gibt auch keinen anderen Rabatt für Rentner oder Behinderte oder kleine Kinder oder nettes Lächeln. Die ist eine Touristenfähre, sie muß Geld scheffeln erklärt mir der freundliche Kassier. Na gut, dann genießen wir halt die 2 1/2 Stunden Fjord(halb)rundfahrt!


Der Lysefjord ist schon etwas ganz anderes als alle anderen Fjorde, die ich bisher gesehen habe. Der Næroyfjord ist einmalig, den haben wir uns ja aber dieses mal gespart. Dafür bestaunen wir hier die senkrechten hellgrauen Monoliten, die Schären, die vereinzelten verlassenen Bauernhöfe, die Geschichten von Schnapsbrennern und Dieben. Der Käptn fährt wirklich jede Sehenswürdigkeit an: zuerst umrundet er eine Schäre, daß wir denken, er würde sie rammen, dann fährt er in einen Felspalt rein, bis es wirklich nicht mehr weiter geht und läßt dann das Horn erschallen! Wow!  Und wann kommt denn endlich der berühmte Prekestol, auf dem ich schon oben stand? Den ich Fritz zeigen wollte? Ah - da - jetzt! Aber das ist ja enttäuschend! Von unten gesehen, ist das eine kleine Nase zwischen den riesigen Felsen. Ist wie beim 10 m Brett im Schwimmbad - von unten ein Klacks, von oben uiuiui! Das Schiff dreht eine Pirouette, damit auch jeder alles von allen Seiten sehen kann! Lustig.


Und der Kjærag-Bolten? Den ich jetzt doch nicht erwandern werden? Oh ja, den kann man auch von unten sehen. Aber nur wenn man es weiß und auch nur ganz kurz, dann versteckt er sich wieder hinter der nächsten Felsnase. Schade. Trotzdem - in imposanter Fjord!

Vom Schiff runter und bis zum Campingplatz schafft es die Lisl auf einem Zylinder. Wie erwartet - Wucher - die Hütte soll 790 NOK kosten, ein Bett im schlafsaal 260 + 50 für die Bettwäsche (die wir aber nicht bräuchten). Dann zelten wir halt diesmal für 220 NOK beschließt Fritz. Wir verlassen uns auf trockenes Wetter. Außerdem - kaum steht das Zelt, verpasse ich der Lisl schnell die (gebrauchte) Ersatz-Zündspule. Nur gut 1/2 Stunde hab ich gebraucht!!! Und das inklusive ab- und aufpacken und unter Beobachtung (was mich normalerweise nervös macht), aber ohne Händewaschen. Test? Brumm - auf den ersten Drücker! Hoffentlich bleibt's so.

Zum Abendessen können wir die Bänkchen vor der Gemeinschaftsküche nutzen. Aber kaum ist die Sonne weg, wird's wieder saukalt! Deshalb verziehe ich mich in die Campingbar. Hier ist es etwas wärmer und bei guter Musik wie z.B. Wind of change, zeigen sie Filme von den Basejumpern, die vom Kjærag springen - geil!



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