Freitag, 15. Mai 2015

Norwegen! Wir sind da!


Um halb neun beenden wir unseren Tiefschlaf. Fritz sagt, alleine dieser Schlaf sei schon das viele Geld wert gewesen. Heute gibts ein ganz normales Frühstück - Müsli für mich und Kaffee für Fritz. Auf der Terasse in der Sonne. Wir trödeln ganz schön lange rum. Ob wir einfach noch nicht fahren wollen? Oder ob nur die Packerei noch nicht zügig von der Hand geht?
Der Dresscode für heute...was soll ich nur anziehen? Die Sonne hat Kraft, aber die Luft ist noch ordentlich kalt. Ich entscheide mich für, "ohne Regenjacke" und einen dünnen Fleecepullover. Später ziehen ich dann doch den dicken Norwegerpullover raus - wir sind in Norwegen! Um kurz vor elf kommen wir dann mal los.

Den Nationalfeiertag wollten wir eigentlich in Stavanger verbringen und dort zweimal übernachten. Das haben wir jetzt aber aus finanziellen Gründen gestrichen.

Ach...noch eine kleine Story von gestern: auf dem Schiff hat sich Fritz beim lösen der Spanngurte für die Motorräder den kleinen Finger aufgerissen. Erst nach längerer Zeit hat er mir anscheinend was gesagt. Er hat mich nach einem Pflaster gefragt. Aber da konnte man rund um die Mopeds schon seinen Weg verfolgen, so eine dicke Blutspur hat er gezogen.

Mein Navi...ist doch aus Panama - dort habe ich es mir zugelegt. Es scheint auch nur panamaisch zu können, norwegisch scheint es nicht so richtig zu verstehen. Es schlägt abentuerliche Umwege ein, wir kommen gar nicht dorthin, wo wir wollen. Oder doch? Wir finden uns auf phantastischen Sträßchen entlang der Südküste wieder. Die sind so toll, daß wir viele von ihnen zweimal farhen - rauf und runter oder runter und rauf. Je nachdem, wo die Sackgasse endet. Aber wir sind nie verkehrt - wir sind in Norwegen! 3/4-Takt-Kurven wechseln sich mit Serpentinen ab, in der Sonne glitzernde Fjorde links und nass spiegelnde Felsen rechts, dann ein glatter See oder auch mal ein rauschender Fluß! Wir sind genau richtig! Das wollten wir sehen und erleben. Fette Löwenzahnwiesen mit fetten Ponies drauf. Die wunderschönen norwegeischen Holzhäuser in allen Farben. Manche haben ihr Haus wie eine Festung auf Felsmauern erhoben. Wir trödeln und genießen! Meine gute-Laune-Pillen habe ich ja schon zu Hause gelassen - das habe ich gut gemacht!


Mein Kopf wird frei! Kollge G. hatte ganz recht - was ich das letzte Jahr gearbeitet habe, hat nichts getaugt. Es hat mich zerstört und eigentlich nichts sinnvolles hervorgebracht. Wenn ich so aus der Ferne drauf schaue, bin ich der Meinung, man müßte das Thema ganz anders angehen. Aber wenn ich mitten drin bin, zieht es mich in seinen Sumpf! Was gelernt? Vielleicht - mal schauen, was ich draus machen kann, wenn ich wieder zu Hause bin. Aber genug von der Arbeit.....

Um die Mittagszeit lacht uns ein Fischladen an, eigentlich eher Fritz. Ich hab's nicht so sehr mit Fisch. Es gibt Fischfrikadellen-Brötchen. Etwas später machen wir Toilettenpause bei Statoil. Meine Frühstücks-Klub-Tasse von 2010 gilt natürlich nicht mehr. Sie haben jetzt ein neues System - früher mußte man nur jedes Jahr einen neuen Deckel kaufen, jetzt braucht man wieder die ganze Tasse. 290 NOK (ca. 34 €) für die heiße-Getränke-Flatrate. Ein Getränk kostet sonst 20 NOK, hat sich also nach 14 Getränken amortisiert. Und wir schwindeln ein wenig, wir trinken mit einer Tasse zweimal - einmal Fritz, einmal ich. Lecker Kakao! Norwegen - Kakaoland, mmmmh!

Der Tag war einfach nur genial und erholsam. Wir sind eigentlich nur rumgezuckelt und haben ein paar Päuschen eingelegt. Wirklich vorangekommen sind wir noch nicht - Fritz meint, ich sollte jetzt mal auf die Hauptstraße fahren, damit es ein Stück weitergeht. Ich kann das noch ein wenig hinauszögern, erst am späten Nachmittag gelangen wir zufällig auf eine schöne breite Straße mit nicht allzu viel Verkehr. Hier geht es zügig voran, und so werden wir heute wohl doch noch unser Ziel "Findling" erreichen. Ich möchte unbedingt diesen Stein sehen, der frei auf 3 kleinen Steinen ruht. Ich habe die Koordinaten und eine Wegbeschreibung. Wir landen an einem Sperrschild. Sieht irgendwie nicht ganz richtig aus. Versuchen wir die nächste Abzweigung; hier geht es durch ein Schotterwerk bis zu zwei Bauernhöfen - auch verkehrt. Der erste Weg war doch vielversprechender, laß es uns dort nochmal versuchen. Wir laufen ein Stück den gesperrten Weg entlang, aber keine weiß, wie weit das noch geht und ob wir überhaupt richtig sind. Vielleicht schlagen wir unser Zelt auch einfach hier auf? Oh, da hören wir ein sonores Brummen. Ein Traktior? Oder ein Quad?! Den Kerl halten wir an! Ein kurzes freundliches Gespräch, ich frage nach dem Stein. Ja, der ist hier - und ja, hier ist gesperrt. Aber  - er zögert - man könnte ja auch hinfahren. Ob man dort zelten kann? Na ja, schon, aber es ist steinig. Das Ende vom Lied: Erik fährt voraus und zeigt uns den Stein. Ich glaube, alleine hätte ich den nicht gefunden! Erik verabschiedet sich und hinterläßt uns noch die Erlaubnis, hier zu zelten, falls uns jemand verscheuchen wollte. Wenige Meter weiter finden wir ein tolles einsames Plätzchen auf den Felsen. Tisch und Bank sind auch da. Unter uns ein See zwischen grünen Wiesen. Was will man mehr?
Ich muß natürlich noch den Stein ansehen! 20 m und eine kleine Kletterpartie auf den Felsen - da ist er! Ein wenig klein, finde ich. Aber ist nicht alles in Realität klein, was wir uns in unserer Phantasie so verlockend und groß vorstellen? Immerhin ist das "Steinchen" knapp 2 m hoch, von Hand hätte es also keiner so platzieren können. In der Umgebung gibt es allerdings noch ein paar weitere Findlinge, die seltsam wacklig und doch stabil in der Gegend herumliegen. Imposant.

Abendessen fällt aus - gut Nacht.

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