Donnerstag, 14. Mai 2015

Marathon

Nach kaum 4 h Stunden reißt uns der Wecker aus tiefem Schlaf auf harten Sperrholzpritschen. Vor uns liegen etwa 800 km und um 17 Uhr wird die Fähre geladen. Um 6 Uhr ist Abfahrt! Die Lisl scheint sich zu freuen, die ist richtig gut drauf.
So früh am Morgen ist zum Glück noch nicht viel Verkehr auf der Autobahn und so rollen wir flott voran. Langweilig - trist - kalt. Fritz Moped ist zwar nicht so durstig wie meine Lisl, aber dafür hat sie auch nur 1/3 soviel Vorrat dabei. Eigentlich müßte ich nur jedes zweite Mal tanken. Fritz hat eine Reichweite von knapp 300 km; auf diese Weise gibt es wenigstens ab und zu ein Päuschen. Das erste ist schon um 7 Uhr, da gibt es dann zum Frühstück einen Kaffee bzw. Kakao. Weiter. Gegen 9:30 Uhr fängt es an zu nieseln und ist saukalt. Bei 8 1/2 Grad ziehen wir gerne noch eine weitere Lage Klamotten für Wärme und Trockenheit an. Nach 10 min geht's weiter. Diese 10-Minutenpausen über den Tag retten uns immer vor dem Einschlafen, Erfrieren oder Versteifen. Ein paar kleine Schritte und die Knie funktionieren wieder. Man(n) ist halt keine 25 mehr. Frau auch. Und Moped? Das schon, aber wie rechnet man Mopedjahre in Menschenjahre um? 1:2? Das Einsteigen, Auf- und Absteigen wird mühsam, insbesondere in den stefen Regenklamotten. Die Beine reichen nicht mehr bis auf den Boden - bin ich so geschrumpft? Selbst die Arme haben Schwierigkeiten, über den Tankrucksack bis zum Zündschlüssel zu kommen.

Die erste Gasblase ist wieder da! Was das ist? Das ist eine Blase an der rechten Hand, die ich immer bekommen, wenn ich lange den Gasgriff drehen muß, d.h. am Anfang jeder Reise. Später haben ich dann meine Reiseschwielen.

Wir rollen unentwegt, fressen km auf km. Aber es liegt immer noch schrecklich viel vor uns. Hamburg ist ekelhaft. Naßkalt! Dafür begrüßt uns Dänemark Punkt 12 Uhr mit herrlichem Sonnenschein, fetten grünen Wiesen und knallgelben Rapsfeldern. Hier fährt es sich so entspannt! Abgesehen von deutlich weniger Verkehr, fährt man hier langsamer und gleichmäßiger (erinnert mich an Nordamerika). So müssen wir beim Überholen nicht immer so genau schauen, ob von hinten einer angeschossen kommt. Kurz nach vier erreichen wir Hirtshals, das Hafenstädtchen. Gut getimet! Ticket gibt's beim Einchecken - wir nehmen das Schnellboot, einen Katamaran, nach Kristiansand. Dauert etwa 2,5 Stunden und sind ca. 160 km - auch nochmal ein ganzes Stück!
Es ist etwas windig, das Boot rollt ein wenig. Fritz merkt das kaum, ich dafür umso mehr..bekanntlich liebt mich die Seekrankheit. Aber mit etwas Augenpflege im bequemen Sessel geht das schon. Leicht erholt kommen wir in Norwegen an und brauchen jetzt nur noch einen Schlafplatz. Nach 842 (!) km habe selbst ich keine Lust mehr, das Zelt aufzubauen. Bis zum nächsten Campingplatz sind es gute 10 km - aber so was von tollem Sträßchen!!!! Kurven! Seen! Meer! Wald! Felsen! Ja, juhu, wir sind in Norwegen!
Der Campingplatz, den wir um halb zehn finden, sieht auf den ersten Blick wie eine Wagenburg ausgedienter Wohnwagen aus, aber es gibt noch einen hübschen Hüttenplatz direkt am Meer. Ja, wir nehmen heute eine Hütte - ich habe zugestimmt. Preis? 700 NOK (85 €)!!!!!!!!!! Ich lehne ab! Das geht ja gar nicht! 'N Hunni nur für 'n Dach überm Kopf!? Ja, wir sind in Norwegen! Ich bin entsetzt! Aber Fritz gewinnt! ...heute. Gut Nacht! Chrrrrrrrrrrrr.............

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